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Künstler: Journey Album: Generations Erscheinungsjahr: 2005 Anspieltipp: The place in your heart Autor: Tobias 32 Jahre Bandgeschichte und noch kein bisschen müde. So kurz und prägnant könnte man die Bandhistorie des AOR-Aushängeschildes Journey wohl am ehesten beschreiben. Acht Worte, die angesichts der über 50 Millionen verkauften Alben, unzähliger Welthits („Wheel in the sky“, „Seperate ways“, …) und diverser musikalischer Meilensteine insgesamt vielleicht ein wenig dürftig und wohl mitunter auch durchaus blasphemisch anmuten könnten. Wäre es nicht gerade die Band selbst, die durch ihre bescheidene und bodenständige Art, dem Hörer immer wieder zu verstehen gegeben hat und gibt, dass es im Journey-Cosmos nicht um den schnöden Mammon und/oder Starkult geht, sondern vielmehr darum, den Hörer mit Energie und Spielfreude mit jedem einzigen Output in Verzückung zu setzen. Im neuen Jahrtausend ist es der Band bisher jedoch noch nicht gelungen jene Begeisterung heraufzubeschwören, fielen die letzten beiden Werke der Amerikaner „Red 13“ und „Arrival“ doch zu durchschnittlich und vor allem zu experimentell aus. Viel zu einfach und vor allem völlig falsch ist es hierbei jedoch, diese Misere Neu-Sänger Steve Augeri in die Schuhe schieben zu wollen. Augeri macht seine Sache am Mic der Amis nämlich außerordentlich, gar unverschämt gut und hat eigentlich nur das Problem, dass er seinen Vorgänger und AOR-Gott Steve Perry nicht ersetzen kann. Aber mal ganz ehrlich: Wer könnte das schon? Nach den vorgenannten umstrittenen Silberlingen musste sich daher die gesamte Band auf ihrem neuen Longplayer „Generations“ mächtig ins Zeug legen, um ihren Fans zu zeigen, dass sie es noch immer drauf hat. Dazu haben sich Journey als besonderen Clou einfallen lassen, jedem Mitglied der Instrumentalabteilung bei jeweils mindestens einem Song das Microphon in die Hand zu drücken, was durch die verschiedenen gesanglichen Ansätze der Bandmitglieder wohl dazu führen sollte, das Album abwechslungsreicher und spannender zu gestalten. Die ersten beiden Songs des Albums, genannt „Faith in the heartland“ und „The place in your heart“ veredelt zunächst jedoch Frontmann Steve Augeri, der nach wie vor den Löwenanteil am Gesang einnimmt. Der Opener beginnt dabei mit einem hervorragenden Intro und lädt den Hörer mit einem energiegeladenen und im Folgenden immer wiederkehrenden Gitarrensolo zum Rocken ein. Eine wirklich überaus gelungene Eröffnung und durch Schon’s Gitarrenarbeit auch eines der besten Lieder der neuen Journey-Platte. Auch im zweiten Stück setzen Journey voll auf die Karte Neal Schon, denn auch dieses wiederum sehr rockige Stück weiß vor allem durch kleine Licks und eher nachrangig durch den Refrain zu begeistern. Bei Track 3 des Albums „A better life“ schlagen Journey erstmals balladeskere Töne an. Mit dem Tempo wechselt hierbei auch erstmals der Gesang, denn Drummer Deen Castronovo leiht dem vielleicht besten Stück auf dem Album seine Stimme. Castronovo wählt einen dezent raueren Ansatz als Augeri, und passt daher wohl auch etwas besser auf dieses von singenden Gitarrenriffs getragene Stück. Neben Augeri ist es auch der Drummer, der auf „Generations“ gesanglich den besten Eindruck hinterlässt, denn auch beim Bonussong „Never too late“ macht Castronovo eine hervorragende Figur am Bazillensieb der Kapelle. Aufhorchen lassen weiterhin vor allem auch die genretypischen Powerballaden „Butterfly (She flies alone)“ und „Beyond the clouds“, die den Hörer vermittels hervorragendem Songwriting zum Träumen und Entspannen einladen. Der Schritt, jedes Bandmitglied einmal den Part des Leadsängers übernehmen zu lassen, stellt sich an der einen oder anderen Stelle bedauerlicherweise aber doch als zumindest fragwürdig heraus. Zwar erhöhen Songs wie „In self-defense“ (mit Gitarrist Neal Schon als Sänger) und „Gone Crazy“ (mit Bassist Ross Valory am Mic) tatsächlich den Abwechslungsreichtum, dennoch wirken diese Stücke auf „Generations“ insgesamt Fehl am Platze und führen dazu, dass das Album insgesamt ein wenig zu verfahren wirkt. Während „In self-defense“ im Ganzen zwar eine durchaus gute und vor allem rockende Nummer geworden ist, hätte sie vielleicht besser auf dem Debutalbum Schon’s neuer Band Soul Sirkus Platz gefunden, denn besonders Journey-typisch ist sie nicht ausgefallen und gerade ein treibender Großstadtblues wie „Gone Crazy“ hat auf einer AOR-Platte eigentlich gar nichts zu suchen. Insgesamt ist es den Amis angesichts einer satten Spielzeit von knapp 70 Minuten aber auch nicht unbedingt zu verdenken, dass man eine ansonsten enorme Qualität nicht konsequent erreichen kann. Vielmehr bleibt dem Hörer nur die Feststellung, dass „Generations“ ein wirklich überaus gelungenes Album aus dem Hause Journey geworden ist, was vor allem in den ersten drei Stücken sogar an die Großtaten „Escape“ und „Frontiers“ heranreichen kann und im Übrigen die Band endlich auch im neuen Jahrtausend ganz hervorragend zu repräsentieren weiß.
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